In den 90er-Jahren hörte ich im BWL-Studium Vorlesungen bei einem Professor für Marketing, der mich und weitere 800 Studenten im Grundstudium sehr beeindruckte: Prof. Dr. Hans Raffée. Er ist der beste Rhetoriker, den ich bisher kennenlernen durfte. In seinen Vorlesungen war es trotz Überfüllung des Saales ruhig, denn wir hingen an seinen Lippen! Tief beeindruckt hat mich neben der didaktischen Gewandtheit aber vor allem sein humanistisches Denken. Er nahm sich die letzten 15 Minuten der anderthalbstündigen Vorlesung immer die Zeit, uns BWLern kulturelle, politische oder ethische Themen näherzubringen und schloss oft mit den Worten: »Betreiben Sie Studium generale. Verdummen Sie hier an der Universität nicht zu Fachidioten.«
Raffee hat ein großes Herz. Wahrscheinlich hat kaum ein Professor in der Geschichte der Universität so viel für die Studenten getan wie er. Zu seiner Emeritierungsfeier wurde er zu seiner Überraschung bei sich zuhause von Fackelträgern abgeholt und zur Universität geleitet. Ehemalige Studierende, Doktoranden/innen und Mitarbeiter/innen waren aus den USA, Asien, vielen Ländern der Welt und ganz Deutschland angereist, um ihm diese Ehre zu erweisen.
In meinem Buch »Der Chef, den ich nie vergessen werde« beschreibe ich ihn als einen großartigen Leader. Auch mit inzwischen 88 Jahren ist sein Geist brillant, sein Denken tolerant und seine Augen leuchten, wenn er spricht.
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